Ula Stöckl Filmemacherin · Professorin
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Spielfilm
Eine Frau mit Verantwortung

D 1978
16mm
72 Minuten
Farbe
Magnetton
Erstsendung
: 9.10.1978, ZDF

Stabliste
Regie
Ula Stöckl
Buch
Jutta Brückner
Kamera
Mario Masini
Kameraassistenz
Bernd Heindl
Ton
Peter Kayser
Tonassistenz
Abraham
Ausstattung
Michael Pils
Bühne
Nello Pellegrini
Oberbeleuchter
Caesare Pellegrino
Kostüme
Ute Mayer-Martin
Maske
Annette Döring
Script
Dagmar Rehmer
Standfotos
Brigitte Klug
Regieassistenz
Petra Kiener
Produktionsleitung
Jörg Schneider
Schnitt
Beate Levertow
Produktion
Eikon-Film/ ZDF
Redaktion
Wolfgang Hammerschmidt

Darsteller
Helga Birtner
Christina Scholz
Helgas Vater
Nikolaus Dutsch
Helgas Mann
Erwin Keusch
Schwiegermutter
Hanna Burgwitz
Helgas Tante
Evi Hörbiger
Madame
in Paris
Francine Brücher
Helgas Freund
in Paris
Philippe Nahoun
Helgas Freundin
in Paris
Susanne Reitz

Zum Film | Presse

Festivalbeteiligung
28. Internationale Filmfestspiele Berlin,
Neue Deutsche Reihe 1978
32. Edinburgh International Film Festival 1978
2. Irish Film Theatre Winter Festival, Dublin 1979
8. Film International Rotterdam 1979
1. Il Gocio dello Specchio, Firenze 1980
3. Festival International De Films De Femmes,
Sceaux/Paris 1981
Goethe Institut: Amsterdam 1980, Rom 1980, Neapel 1980

Inhalt
Seit ihrem zwölften Lebensjahr hat Helga für andere Verantwortung zu tragen. Daß sie auch sich selbst gegenüber Verantwortung hat, lernt sie nicht.

Ihr Vater hat sich von ihrer Mutter scheiden lassen, als diese sich den bestehenden Lebensbedingungen nicht mehr unterwerfen wollte. Helga ersetzte die Mutter nahezu lückenlos im väterlichen Haushalt und gegenüber den jüngeren Geschwistern.

Bis zum Abitur findet sie dieses Leben „normal” – mangels anderer Maßstäbe. Dann darf sie „au-pair” nach Paris und bekommt einen neuen Blick. Sie würde jetzt gerne in Paris bleiben. Bliebe sie, müßte sie ihrem Vater gegenüber ungehorsam sein. Also geht sie zu ihm zurück.

Sie lernt einen jungen Mann kennen und wird schwanger. Der Vater ist gegen Abtreibung, war es immer, der junge Mann will sie heiraten. Sie will weder das Kind, noch will sie heiraten, findet aber keine Handhabe, sich zu wehren. Wieder werden die eigenen Interessen als „belanglos” abgetan. Verantwortung wird wieder nur als etwas verstanden, das sich an andere richtet.

Rebellisch wird sie erst, als sie kurz nach dem ersten ein zweites Kind erwartet. Die Verantwortung, die bisher ihr Vater für sie übernommen hatte, ging lückenlos an ihren Mann über. Die Vormundschaft des Vaters hätte ein natürliches Ende haben können, die des Gatten scheint lebenslänglich. Helga fügt sich ein drittesmal.

Aber die unterdrückten, vernachlässigten Pflichten sich selbst gegenüber wollen ihr Recht: Physisch bleibt Helga bei ihrer Familie. Psychisch stiehlt sie sich klammheimlich in eine Krankheit: Eine Zwangsneurose in Form eines Putzzwangs läßt sie zum Pflegefall werden. Helga ist jetzt zweiundzwanzig Jahre alt.

Der Film endet hier und erspart dem Zuschauer nicht, selbst zu überlegen, ob es in jedem Fall richtig ist, die eigenen Interessen zugunsten Verantwortung gegenüber anderen zu unterdrücken. Helgas Entwicklung ist nicht ihr eigenes Werk. Eine schuldige Person aber gibt es in diesem Film auch nicht.
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Presse
01: So ist denn auch „Eine Frau mit Verantwortung” eher Zustands-Beschreibung denn Appell und Pamphlet, eine filmerische Ziel-Richtung, die sich wie ein roter Faden durch alle Streifen der engagierten Regisseurin („natürlich bin ich von dem einzelnen Thema selbst stärkstens betroffen, denn ich knie mich ganz tief hinein”) zieht. Film als Verstärker, Filmen als dorniger Weg zur Selbst-Erkenntnis: Wo eilfertige Feministinnen nur zu gern Frauen-Figuren auf der Leinwand vor ihren Karren spannen möchten, erteilt Ula Stöckl übernommenen Modellen eine glatte Absage: „Keiner meiner Filme bietet Problem-Lösungen an; wie man sich entscheidet, das muß jeder schon selbst herausfinden”, moduliert Real-Politikerin Stöckl den Begriff der Eigenverantwortlichkeit von der abstrakten Forderung zum konkreten Fall, „wichtig ist, daß sich Leute in einzelnen Situationen überhaupt erst einmal wiedererkennen.”
Jörg Alisch, Der Abend, Berlin 16. 06. 1978
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02: Dieser sehr zarte, liebevolle Film sucht keinen Schuldigen, er wirbt vielmehr für Verständnis und Mitgefühl.
Brigitte 22/78
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03: Ula Stöckl ließ dieses abschreckende Beispiel falscher Erziehung und unglücklicher Umwelteinflüsse, mal in knappen Szenen nur angedeutet, dann wieder in breiteren Bildern ausführlicher dargelegt, konsequent ablaufen, ohne überstürzte Hektik und ohne aufgesetzte Dramatik. Sie verdeutlicht, wie menschliche Gewohnheiten plötzlich zum Selbstzweck werden, wie Selbstverständlichkeiten in krankhafter Übersteigerung mit einem Male als Leben und Lebensfreude zerstörende Elemente hervortreten.
Volker Baer, Der Tagesspiegel, 17. 06. 1978
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04: Ula Stöckl hat diese Einbahnstraße jugendlicher Deformation mit ihrem sicheren Sinn für gefühlslähmende Familiensituationen inszeniert. Bemerkenswert dabei ist die völlige Abwesenheit von Bosheit: Keiner ist aggressiv, geschweige denn gehässig. Der Vater ist liebevoll - aber in seiner bieder-trockenen Disziplin eben so „mahnend” für die sensible Tochter, daß sie auf lautlose Weise früh lernt, alle eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken. Die Schwiegermutter ist gescheit und warmherzig, der Ehemann tolerant - und trotzdem wird die totale Gefühlsblockade der jungen Frau verständlich. Ein Film der totalen Träume.
Ponkie, Münchner Abendzeitung, 11. 10. 1978
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Dieser sehr zarte, liebevolle Film sucht keinen Schuldigen, er wirbt vielmehr für Verständnis und Mitgefühl.
Brigitte 22/78


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