Ula Stöckl | Filmemacherin · Professorin | |
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Spielfilm
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Eine Frau mit Verantwortung | |
D 1978
Stabliste Darsteller |
Festivalbeteiligung Ihr Vater hat sich von ihrer Mutter scheiden lassen, als diese sich den bestehenden Lebensbedingungen nicht mehr unterwerfen wollte. Helga ersetzte die Mutter nahezu lückenlos im väterlichen Haushalt und gegenüber den jüngeren Geschwistern. Bis zum Abitur findet sie dieses Leben normal mangels anderer Maßstäbe. Dann darf sie au-pair nach Paris und bekommt einen neuen Blick. Sie würde jetzt gerne in Paris bleiben. Bliebe sie, müßte sie ihrem Vater gegenüber ungehorsam sein. Also geht sie zu ihm zurück. Sie lernt einen jungen Mann kennen und wird schwanger. Der Vater ist gegen Abtreibung, war es immer, der junge Mann will sie heiraten. Sie will weder das Kind, noch will sie heiraten, findet aber keine Handhabe, sich zu wehren. Wieder werden die eigenen Interessen als belanglos abgetan. Verantwortung wird wieder nur als etwas verstanden, das sich an andere richtet. Rebellisch wird sie erst, als sie kurz nach dem ersten ein zweites Kind erwartet. Die Verantwortung, die bisher ihr Vater für sie übernommen hatte, ging lückenlos an ihren Mann über. Die Vormundschaft des Vaters hätte ein natürliches Ende haben können, die des Gatten scheint lebenslänglich. Helga fügt sich ein drittesmal. Aber die unterdrückten, vernachlässigten Pflichten sich selbst gegenüber wollen ihr Recht: Physisch bleibt Helga bei ihrer Familie. Psychisch stiehlt sie sich klammheimlich in eine Krankheit: Eine Zwangsneurose in Form eines Putzzwangs läßt sie zum Pflegefall werden. Helga ist jetzt zweiundzwanzig Jahre alt. Der Film endet hier und erspart dem Zuschauer nicht, selbst zu überlegen, ob es in jedem Fall richtig ist, die eigenen Interessen zugunsten Verantwortung gegenüber anderen zu unterdrücken. Helgas Entwicklung ist nicht ihr eigenes Werk. Eine schuldige Person aber gibt es in diesem Film auch nicht. Presse 02: Dieser sehr zarte, liebevolle Film sucht keinen Schuldigen, er wirbt vielmehr für Verständnis und Mitgefühl. 03: Ula Stöckl ließ dieses abschreckende Beispiel falscher Erziehung und unglücklicher Umwelteinflüsse, mal in knappen Szenen nur angedeutet, dann wieder in breiteren Bildern ausführlicher dargelegt, konsequent ablaufen, ohne überstürzte Hektik und ohne aufgesetzte Dramatik. Sie verdeutlicht, wie menschliche Gewohnheiten plötzlich zum Selbstzweck werden, wie Selbstverständlichkeiten in krankhafter Übersteigerung mit einem Male als Leben und Lebensfreude zerstörende Elemente hervortreten. 04: Ula Stöckl hat diese Einbahnstraße jugendlicher Deformation mit ihrem sicheren Sinn für gefühlslähmende Familiensituationen inszeniert. Bemerkenswert dabei ist die völlige Abwesenheit von Bosheit: Keiner ist aggressiv, geschweige denn gehässig. Der Vater ist liebevoll - aber in seiner bieder-trockenen Disziplin eben so mahnend für die sensible Tochter, daß sie auf lautlose Weise früh lernt, alle eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken. Die Schwiegermutter ist gescheit und warmherzig, der Ehemann tolerant - und trotzdem wird die totale Gefühlsblockade der jungen Frau verständlich. Ein Film der totalen Träume. |
Dieser sehr zarte, liebevolle Film sucht keinen Schuldigen, er wirbt vielmehr für Verständnis und Mitgefühl. Brigitte 22/78
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